Pädagogik

Unsere pädagogische Konzeption...

Der Kindergartenbeirat hat der Konzeption zugestimmt.
Sie steht dem interessierten Leser zur Verfügung...

Aktuell sind wir dabei eine Kurzübersicht für Eltern in kleiner Broschürenform zum Mitnehmen zu erstellen, die wir hier dann auch online stellen werden...

Unten sehen Sie bis dahin Auszüge aus unserer Arbeitsweise

Grundsätze unserer Arbeitsweise

Wir orientieren uns an dem Bildungsansatz von Prof. Gerd E. Schäfer und den Aussagen von Dr. Gerald Hüther zu nachhaltigen Lernprozessen.

Schäfer beschreibt in seinem Aufsatz „Bildungsprozesse im frühen Kindesalter“ so anschaulich wie sich Bildung von „normalem“ Lernen unterscheidet, dass wir uns entschlossen haben ihn hier zu zitieren:
1. Bildung ist das Ergebnis der Geschichte unseres Austausches mit der gegebenen sozialen und materialen Umwelt. Sie beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod. Genau so wenig wie wir aus unserer Geschichte aussteigen können, können wir aus unserer Bildung aussteigen.
2. Es gibt also keinen Bildungsprozess, der nicht auch sozial eingebettet wäre. Auch der Selbstbildungsbegriff beschreibt Bildung nicht als eine einsame, individuelle Tätigkeit. Er steht für die inneren Prozesse, die ein Individuum selbst leisten muss, um das, was die soziale Welt ihm anbietet, für sich so zu verarbeiten, dass es zu einem Teil seiner Bildung wird.
3. Deshalb gehören zum Bildungsprozess alle Wahrnehmungs-, Erlebnis-, Erfahrungs- Handlungs-, Denk- und Wissensbereiche, die ein Mensch im Umgang mit innerer und äußerer Wirklichkeit tatsächlich nutzt.
4. Bildung ist das Wissen und Können, das so grundlegend in uns verankert ist, dass es die Art und Weise ist, wie wir denken und handeln. Bildung ergibt sich aus einer besonders vertieften Lernerfahrung. Bildung ist daher mehr als Lernen, erfordert eine besondere Qualität des Lernens, eine Qualität, die es möglich macht, dass dieses Wissen und Können zum Werkzeug für die weitere Lebenserfahrung werden. Wenn man von Bildung sprechen will, muss man - neben anderem - die Tätigkeit des Kindes dabei zum Thema machen; denn es geht entscheidend darum, wie man das lernt, was man lernt. (vgl. Schäfer, S. 8f)
 
Laut Hüther haben Kinder von Geburt an einen Gestaltungsdrang, eine Neugier auf Entdeckungen und eine Erwartungshaltung auf Zugehörigkeit. 
Man kann gut und nachhaltig aus sich selbst (!) heraus lernen, wenn das zu Erlernende eine Bedeutung für das jeweilige Individuum hat, wenn es emotional positiv berührt, wenn es begeistert. Es gilt daraus ableitend, dass wir die Kinder einladen, sie ermutigen und inspirieren, damit sie selbst aktiv sind, um sich ihre eigenen Vorstellungen und Theorien von der Welt machen zu können. 
Ein Lernen aus einem Belohnungs- oder Bestrafungsprinzip macht abhängig von Dritten und unterbindet das Agieren aus sich selbst. Daher sind diese Formen des Lernens auf ein Minimum zu reduzieren.
 
Damit Kinder Begeisterung, Neugier und Freude empfinden können, müssen auch wir als Erwachsene diese Begeisterungsfähigkeit (wieder)entdecken! Es reicht nicht zu sagen, dass man bei seinen Kindern diese positive innere Haltung fördern möchte, wenn wir selbst nicht die Vorbilder dazu sind. Kinder lernen auch über das Beobachten und da ist die Fähigkeit von Empathie und das gute Beispiel von Erwachsenen nötig.
 
Sowohl Schäfer wie auch Hüther sehen das Agieren der Kinder immer im sozialen Miteinander mit anderen (Erwachsenen). 
 
 Bildung und Erziehung
Wir unterscheiden die beiden Begriffe bewusst. Sie sind unseres Erachtens nicht zwei Seiten einer Medaille, sondern unterschiedliche Aspekte, die ein jeweils anderes pädagogisches Handeln nach sich zieht.
Bildung:
Wir verstehen Bildung im Sinne Alexander v. Humboldt als eine Entfaltung der persönlichen Fähigkeiten und Talente basierend auf die jeweilig existierenden Interessen des Individuums – Bildung ist demzufolge Selbstbildung aus einer intrinsischen Motivation heraus. Die heutigen Erkenntnisse der Hirnforschung unterstreichen dabei die Erkenntnisse vieler Reformpädagogen aus den Anfängen des 19. Jhdt., die das eigene Handeln, das eigene Tun, das eigene Erforschen der Umwelt, das eigene Begreifen in den Fokus legten. Ziel ist es, die kognitive Kreativität entfalten zu lassen, die aus unserer Sicht die Basis für ein eigenständiges, freudiges Lernen, das Entdecken eigener Lösungswege, Neugier und den Forscherdrang ist. Die dabei entstehenden Bildungsprozesse sind vom pädagogischen Personal (auf Ko-Konstruktion auf gleicher Ebene und basierend auf der aktuellen Lebenswirklichkeit eines Kindes angelegt) aufzugreifen – berücksichtigt werden muss dabei jedoch immer die Autonomie und individuelle Eigentätigkeit des Kindes an seinem individuellen Bildungsprozess.
Der Humboldt’sche Bildungsbegriff orientiert sich also nicht auf spezifische und/ oder überprüfbare Leistungen, die nach einem bestimmten Standard festgelegt werden. 
Demzufolge lehnen wir Bildung als einen Instruktionsprozess ab, daher werden wir Projekte und Programme, wie zum Beispiel „Haus der kleinen Forscher“ bewusst ablehnen, denn sie stellen das Ergebnis – losgelöst von der Lebenswirklichkeit des Kindes - in den Vordergrund. Man erfährt nur, was bei diesen Prozessen herauskommt. Sie zeigen nicht, ob Kinder ihr Lernen dabei selbsttätig, autonom, aus eigener Kompetenz oder kokonstruktiv gestalten haben.
Erziehung:
Erziehung ist für uns im Grundsatz ein Wirken von außen auf das Kind. Egal wie kooperativ oder autoritär dies theoretisch sein mag. Wesentliche Merkmale des menschlichen Wesens als soziales Wesen können nur erlernt werden, wenn eine Soziabilität existent ist. Der Mensch braucht die Fähigkeit zu situationsgerechtem Verhalten, er versucht, sein eigenes Wirken auf andere und Reaktionen anderer vorherzusagen und in seinem Handeln mit einzubeziehen. Zu diesem Zweck muss er differenzierte Beziehungen zu seinen Mitmenschen aufnehmen. Dies kann nur gelingen, wenn diese Prozesse von außen im Positiven angeregt werden. Die Kinder lernen Verhaltensregeln, Moral und Werte durch ein Wirken von außen. Erziehung ist für uns demzufolge eine wichtige, bedeutsame und unwiderrufliche Notwendigkeit.
Unser Erziehungsstil orientiert sich dabei an Hurrelmanns „autoritativ-partizipativen Erziehungsstil“ [ Dieser Erziehungsstil legt Regeln und Normen fest und setzt flexible Grenzen. Diese werden mit den Kindern klar kommuniziert und im Unterschied zur autoritären Erziehung haben die Kinder einen eigenen Handlungsspielraum. Wie groß dieser ist, hängt vor allem vom Alter des Kindes ab.] mit den Instrumenten Anerkennung, Anregung und Anleitung. Pädagogische Kompetenz zeigt sich in dem Bewusstsein, dass Erziehung auch immer der Umgang mit „Macht“ ist. Es muss immer im Fokus sein, welche erzieherische „Machtanwendung“ legitim und welche willkürlich und illegitim ist.
„Erziehung ist aus dieser Sicht ein Handlungsrahmen oder ein soziales System, das auf einen spezifischen Sinn ausgerichtet ist. Dieser pädagogische Sinn liegt in der Absicht, dem Kind bei der Bewältigung seiner aktuellen Lebensprobleme oder Entwicklungsaufgaben in der Auseinandersetzung mit seiner Alltagswelt so zu helfen, dass es immer besser fähig wird, eigenständig seine Probleme und Aufgaben zu lösen und eigenverantwortlich sein Leben unter den sich rasch ändernden Lebensbedingungen zu führen (vgl. Spanhel, D. 2014; Familienhandbuch) “
 
 
Rolle des pädagogischen Personals und Grundsätze des päd. Handelns
 
Die pädagogischen Fachkräfte haben die Aufgabe sich den Kindern als Beziehungs- und Bindungspartner anzubieten, damit die Kinder ein Ort vorfinden, der ihnen die Sicherheit vermittelt, die Freiheit des eigenen Forschens entstehen zu lassen. 
 
Die pädagogischen Fachkräfte gehen von den Alltagserfahrungen der Kinder und ihren Selbstdeutungen aus.
Die pädagogischen Fachkräfte entwickeln explizite Vorstellungen von der Eigenbeteiligung des Kindes an seinem Bildungsprozess.
 
Die pädagogischen Fachkräfte setzen auf zweierlei Bildungsprozesse:
Ø  Bildung durch konkrete, eigene Erfahrung (Bildung aus erster Hand)
Ø  Bildung durch das, was Kinder von Anderen übernehmen (Bildung aus zweiter Hand);

Die pädagogischen Fachkräfte müssen erkennen, dass Bildungsprozesse aus erster Hand eine Differenzierung kindlicher Wahrnehmungsfähigkeiten und darauf aufbauende Verarbeitungsprozesse erfordern.
 
Die pädagogischen Fachkräfte müssen zur Unterstützung kindlicher Bildungsprozesse die Innen- und Außenräume so gestalten und Materialien zur Verfügung stellen, dass die Neugier der Kinder herausgefordert + die emotionale Ebene angesprochen wird damit Explorationsverhalten positiv entwickelt werden
 
Die pädagogischen Fachkräfte erkennen, dass eine professionelle Unterstützung informeller Lern- und Bildungsprozesse notwendig ist, um den Herausforderungen kindlichen Forscherdrangs gerecht zu werden
 
Die pädagogischen Fachkräfte erkennen, dass zur Ergänzung von informellen Bildungsprozessen durch Bildungsprozesse aus zweiter Hand, deren Beobachtungsfähigkeiten bedeutsam sind, wann diese Ergänzung hilfreich und notwendig ist.
 
Die Grundlagen für unser pädagogisches Handeln sind:
-       Der Aufbau einer verlässlichen Bindung
-       Die emotionale Stärkung von Kindern und Eltern
-       Die individuelle Förderung
-       Verbinden der Kinder in ihrem Spiel
-       Gemeinsames Lernen
-       Setzen sprachlicher Impulse
-       Verbale Begleitung des Spiels
-       Annehmen der Diversität

In der täglichen Umsetzung bedeutet dies:
-       Individuelle Förderung
-       Kleingruppenarbeit (situationsabhängig und / oder von uns initiiert)
-       Interessenorientierte und / oder altersabhängige Projekte
-       Gemeinsame Gruppenerlebnisse
-       Feste Alltagsrituale
-       Der Tagesablauf kann jederzeit den Bedürfnissen der Kinder angepasst werden.

 
Das pädagogische Handeln ist derart gestaltet, dass sie dem Wunsch der Kinder:
-       Zu wachsen
-       Nach Selbstwirksamkeit
-       Nach Lernen aus eigenem Antrieb
-       Nach Ansprache auf emotionaler Ebene
-       Nach lustvollem Erleben

entsprechen.



Diversität im Kindergarten
„Kinder und Jugendliche sind vielfältig: Sie sind Mädchen und Jungen mit und ohne Migrationshintergrund, eventuell sogar mit und ohne Behinderung. Diversität wird in der Pädagogik im Zusammenhang mit dem demokratischen Bildungsprinzipien diskutiert: Bei aller Vielfalt der Voraussetzungen geht es darum, dem Individuum die bestmögliche Bildung mitzugeben und Modelle des Zusammenlebens zu entwickeln, wie sie für eine vielfältige, demokratische Gesellschaft nötig sind. Unterschiede werden dabei nicht als Defizit oder Bedrohung, sondern als Bereicherung wahrgenommen.“ 
 
Prengel A. (3.Auflage 2006): Pädagogik der Vielfalt. Verschiedenheit und Gleichberechtigung in Interkultureller, Feministischer und Integrativer Pädagogik. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
 
Zugleich geht es darum verschiedene Dimension (kulturell, religiös, sozial, sexuell, geschlechtlich, ethnisch, geistig, und körperlich) zu lernen und zu leben.
 
Diversität stützt sich auf die Grundannahme, dass alle Kinder die gleichen Rechte haben aber zugleich einzigartig und individuell sind.
 
Die pädagogischen Mitarbeitenden unterstützen die gleichberechtigte soziale Teilhabe aller Kinder. Hierbei werden die Besonderheiten und unterschiedlichen Voraussetzungen der einzelnen Kinder als Ressource angenommen und nicht als Defizit. Die Einzigartigkeit jedes einzelnen Kindes wird wahrgenommen und in der Entwicklung unterstützt. Die Lernprozesse müssen den kindlichen Bedürfnissen angepasst werden, um Chancengleichheit zu ermöglichen.
(vgl. Herwartz-Emden, Schurt & Waburg 2010)
 
Darüber hinaus ist es bedeutsam, dass die Mitarbeitenden kontinuierliche Reflexionen der eigenen Haltung durchführen damit Diversität gelingen kann.

Spiel als wichtiger Baustein der Lern- und Persönlichkeitsentfaltung
 
Wenn Kinder im freien Spiel ihre Handlungen auf ihre Art organisieren, bringen sie eine eigene Wirklichkeit hervor. Spiel bezeichnet dabei nicht einzelne Handlungen, sondern einen Handlungsrahmen, in denen die Handlungen eine andere Bedeutung und Organisation erhalten, als sie in anderen Lebenssituationen haben würden. (vgl. Spanhel, 2014) 
Entscheidend sind die Interaktionen der Kinder mit ihrer natürlichen, sozialen, medialen und kulturellen Umwelt im Spiel. Im Spiel begründen sie immer neue Beziehungsmuster zu den Gegebenheiten ihrer Umwelt, die sich als Spielsachen, Spielpartner oder Spielthemen eignen. Diese Offenheit der Beziehungen des Kindes im Spiel beruht auf der freien und unbekümmerten Anwendung der Muster des Wahrnehmens, Denkens, Fühlens, Wollens, Bewertens und Handelns, über die das Kind verfügt. Diese Assimilationsschemata sind selbstmotiviert und drängen von sich aus zur Betätigung. (vgl. ebenda)
Es bilden sich im Spiel demzufolge Beziehungsmuster zu den Gegenständen des Handelns, den Spielpartner und zu sich selbst, die unabdingbar für die Entwicklung der Kinder sind. Spiel ist demzufolge Mittel zum Zweck und Selbstzweck in einem.
 
Laut Schäfer (1989) brauchen Kinder Spielräume…
als Freiräume, in denen sie sich möglichst frei von einer pädagogischen Steuerung ihres Handelns ungehindert entwickeln, entfalten und ausleben können.
als Bewegungsräume, in denen sie sich auf vielfältigste Art unbekümmert bewegen und dabei unterschiedlichste Handlungsmuster erwerben, ihre Körper kennen lernen, ihre Kräfte, Beweglichkeit und Geschicklichkeit ausbilden können.
 
als Handlungsräume, in denen sie spontan aktiv sein, bauen, experimentieren, beobachten, basteln, werken, handarbeiten und sich dabei als Schöpfer bestimmter Werke erleben können
als Erfahrungsräume, in denen sie Neues entdecken und erforschen, Abenteuer erleben, Geheimnisse erkunden und hüten können; in denen sie sich in sozialen Beziehungen bewähren und selbst erkennen, Zu- und Abneigung, Freundschaft und Feindschaft, Solidarität und Streit erleben und erleiden können; in denen sie in verschiedene Rollen schlüpfen und bei ihrer Umsetzung das Handeln nach Spielregeln lernen und grundlegende soziale Verhaltensmuster, Tugenden und Wertorientierungen einüben können.
als Phantasieräume, in denen sie zur Erfindung neuer Spiele und zu kreativen Tätigkeiten angeregt werden und Spaß daran finden.
 
Ziel ist es langfristig, daher überwiegend freie Spielmaterialien einzusetzen, die multifunktional einsetzbar sind und nur wenig Vorgaben zur Nutzung vorgeben. Davon ausgenommen sind Spielmaterialien, die explizit bestimmte Entwicklungsbereiche ansprechen sollen.
 
Bewegung
Es gibt diverse Perspektiven, die die Funktionsvielfalt der Bewegung offenbaren. Von Geburt an sind Körpererfahrungen bedeutend und haben eine wichtige Funktion bei der Entwicklung des eigenen Ichs und der Selbständigkeit. Ebenso die lernpsychologische und neuropsychologische Perspektive: Die Verknüpfung von Synapsen im Gehirn passiert durch die Verarbeitung von Reizen, die aus der körperlichen Bewegung und den Sinnestätigkeiten resultieren. Das heißt, Bewegung und Wahrnehmung bilden eine Grundlage für das kindliche Lernen.
Bildung und Erziehung sollen den Bedürfnissen der Kinder nach sinnlicher Wahrnehmung und Bewegung entsprechen. 
Daher sind sowohl die geplanten und begleiteten Angebote bedeutsam, sondern auch die räumliche Gestaltung der Einrichtung.
Der Tagesablauf soll dadurch geprägt sein, den Kindern frei wählbare und situative Bewegungsaktivitäten zu ermöglichen und pädagogisch geplante und begleitete Bewegungserziehung anzubieten.
Die Kinder sollen auch den Lebensraum Natur entdecken. Wir müssen daher der Verhäuslichung des Spiels entgegenwirken, indem Aktivitäten ins Freie verlegt werden.